Gemeinde St. Hildegard
Am 4. November 1956 wurde der Kirche St. Hildegard durch Bischof Dr. Isidor Emanuel die Weihe erteilt. Der Grundstein für die neue, nach Plänen des Architekten Heinrich Hebgen gebaute Kirche, wurde am 29. September 1955 gelegt. Nach nicht ganz 13 Monaten Bauzeit gehörte die Behelfskirche, eine von der BASF überlassene Baracke, der Vergangenheit an.
In der Festschrift zur Weihe zitiert der ehemalige Pfarrer Bernardin Sahner die Psalmen:
Wie freue ich mich, da man mir sagte, |
Rundgang durch die Kirche St. Hildegard mit Ihren wunderschönen Fenstern
Der Entwurf für das Programm der Fenster sowie deren Ausführung lagen damals in der Hand von Herrn Georg Brotzler aus Speyer. Wir schauen durch seine Fenster den Weg des Volkes Gottes durch die Zeit. Dieser Weg wird durch die zehn Gebote des Alten Testamentes immer gültig bestimmt, er erfährt in Jesus Christus seine Erfüllung und Mitte und wird schließlich in der Kirche und durch ihre Sakramente auf alle Menschen ausgedehnt.
Texte: Pfr. Franz Vogelgesang Fotos: Dr. Frieder Metz
Taufkapelle
Wir treten in die Kirche ein und blicken links zunächst in die Taufkapelle. Getauft "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" sind wir Glieder der Kirche, jenes geheimnisvollen Leibes Christi, der die Geschichte der Welt zum Guten führen will.
Der Vater - sein Auge wacht über uns (siehe auch erstes Rundfenster im Kirchenschiff rechts). Der Sohn - im Bild des Fisches (siehe auch auf dem Altar). Die Anfangsbuchstaben der Worte "Jesus-Christus-Gottes-Sohn-Erlöser" ergeben in griechischer Sprache das Wort "lchthys" - Fisch. Der Geist - dargestellt als Taube, schenkt siebenfältig gute Gaben, die dem Aufbau der Kirche dienen sollen.
Rundgang im Kirchenschiff
Erstes Gebot
"Ich bin der Herr, dein Gott.
Du wirst keine anderen Götter mir ins Angesicht haben"
(Übersetzung der Bibelstellen aus dem Buch Deuteronomium nach Alfons Deisler)
In den Rundfenstern werden die zehn Gebote des Alten Testamentes dargestellt.
Zehn gute "UnterWeisungen", damit der Mensch mehr Mensch werde nach dem Bilde Gottes.
"Ein Auge schaut auf uns herab, das über unserm Leben wacht: es sieht voll Güte unser Tun vom frühen Morgen bis zur Nacht" heißt es in einem Hymnus der Kirche. Gott schaut mit Güte, weil er die Liebe ist - "Deus caritas est" (Auge im
Dreieck, Herz). Unsere Antwort auf seine Liebe kann nur wieder die Liebe sein: aus ganzem Herzen, mit allen Kräften dürfen wir ihn lieben. Das vertrauensvolle Gebet (betende Hände) ist deshalb Ausdruck und Zeichen dafür, dass wir unsere Hoffnung auf ihn setzen, der der Ursprung und das Ziel unseres Lebens ist.
Zweites Gebot
"Du wirst den Namen Gottes nicht missbrauchen"
Der Gottesname "JaHWeH" wird im hebräischen aus Ehrfurcht nicht ausgesprochen, sondern immer mit "Elohim" wiedergegeben. Elohim bedeutet "Herr". Im Philipperhymnus des Neuen Testamentes überträgt Paulus dieses Wort auf Christus und sagt: "Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der jeden Namen übertrifft, damit vor dem Namen Jesu alle Mächte im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen und jede Zunge bekennt: Jesus Christus ist der Herr, zur Ehre Gottes, des Vaters". Unser Reden von Gott kristallisiert sich in Jesus Christus (IHS), der uns in sein Verhältnis zu Gott hineinnimmt.
Wir dürfen wie Jesus zu Gott vertrauensvoll "Abba" - "lieber Vater" sagen.
Drittes Gebot
"Halte den Sabbattag, um ihn zu heiligen,
wie Jahwe, dein Gott, dir geboten hat"
Im Alten Testament ist der Sabbat eine Art "Freizeit für Gott". Er soll den Menschen aus der Gebundenheit an Arbeit und Erwerb der übrigen sechs Tage lösen. „Der Sabbat ist für den Menschen da!" sagt Jesus (Mk 2, 27). Der Tag nach dem Sabbat (der achte Tag) wird bei den Christen zum Tag, an dem die Auferstehung Jesu gefeiert wird - die größte Befreiungstat Gottes. Im frühen Christentum wird dieser "Tag des Herrn" zum ersten Tag der Woche. Die Feier der Eucharistie (Kirche und Kelch), in der der Tod des Herrn verkündet und seine Auferstehung gepriesen wird, gehört fortan entscheidend zum Sonntag. Von hier bekommt auch der Werktag sein Maß und sein Ziel.
Viertes Gebot
"Erweise Ehre deinem Vater und deiner Mutter . . . damit deine Tage
dir lange währen und es dir wohl ergehe auf dem Erdboden,
den Jahwe, dein Gott, dir geben wird"
Die Zukunft im alten Israel hing von einer intakten Gemeinschaft und Harmonie zwischen den Generationen ab. Die reifen Sonnenblumenringe deuten es an: die „Alten" haben Erfahrungen gespeichert. Dabei darf dieses Gebot nicht überdehnt werden. Ehe Eltern Gehorsam einfordern, müssen sie selbst Hörende auf die Weisungen Gottes (betende Hände) sein und ihr eigenes Gutdünken zurückstellen. In Korrespondenz dazu ist der jungen Generation die gleiche Aufgabe gestellt. Davon spricht auch das Kreuz: Jesus hatte seinen Willen ganz in die Hände des Vaters gelegt.
Fünftes Gebot
"Du wirst nicht morden"
Wer sich als Einzelner, das heißt in seinem eigenem Namen, am Menschenleben vergreift (Hand mit Schwert), vergreift sich an der göttlichen Würde des Mitmenschen. Leben bedeutet mehr als nur physisches Existieren, es meint ein gefülltes menschenwürdiges Dasein. Jede Handlung wider den Menschen von der Empfängnis bis zum Tod, die ihn zu einem bloßen Mittel oder zu einer dem eigenen Ich verfügbaren Sache degradiert, liegt auf der Linie zum Mord hin. Diese Linie kennt viele Facetten (vgl. die Bergpredigt Mt 5, 22 f.).
Sechstes Gebot
"Du wirst nicht die Ehe brechen"
Durch dieses Verbot wird als erstes Gut des im fünften Gebot geschützten Lebens (schützende Hand über der Flamme) die Ehe als Basis allen Gemeinschaftslebens herausgestellt. Grundrichtung und Geist des sechsten Gebotes weisen die Gläubigen positiv in die Ehe ein mit dem Imperativ: "Seid zutiefst und in allem personal verbundene Partnern". Wo man einander zum bloßen Lustobjekt macht, wird die gottgeschenkte Geschlechtlichkeit auch innerhalb der Ehe inhuman und kann darum auch nicht wahrhaft Frieden und Glück spenden. Die Ehe als Sakrament im Heiligen Geist (Taube) reinigt die menschliche Liebe (Lilie) und macht sie zu "heiligem Boden'
Siebtes Gebot
"Du wirst nicht stehlen"
„Du wirst den Mitmenschen nicht zur Ware machen oder zum bloßen Mittel deines Erwerbstriebes erniedrigen. Respektiere das Eigentum des anderen als notwendiges Instrumentarium seiner von Gott geschenkten Freiheit und seiner wirtschaftlichen Unabhängigkeit" In dieser Grundaussage des Gebotes ist Jesu Predigt noch klarer:
"Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Himmelreich" (enge Tür). Ihm galt die versklavende Anhänglichkeit an Geld und die Güter dieser Erde als zutiefst gottwidrig und menschenunwürdig. Dem Christen wird deshalb nicht nur eine großzügige Freigiebigkeit ans Herz gelegt, sondern auch das Engagement für eine gerechte Gesellschaftsordnung und für eine Humanisierung der Erwerbs- und Arbeitsverhältnisse (Waage).
Diese gespaltene, rote Zunge des teuflischen Drachen scheint wie eine Art Fortsetzung des vorigen Bildes. Lüge gebiert wieder Lüge und pflanzt sich fort. So genügte wohl ein einziges Bild nicht, um die Bedrohlichkeit überdeutlich werden zu lassen. Allerdings können wir im Schwert wohl jenes des heiligen Erzengels Michael entdecken, der den Teufel besiegt. "Wer ist wie Gott" so lautet der hebräische Name des Engels übersetzt. Als Frage oder als Aussage gesprochen wird die Antwort wieder die Wahrheit zum Leuchten bringen. Jesus Christus, der Sohn, legt wahres und endgültiges Zeugnis über den Vater ab, er offenbart sein Wesen als Liebe.
Achtes Gebot (achtes und neuntes Fenster)
"Du wirst nicht als falscher Zeuge aussagen gegen deinen Nächsten"
Das Gebot in diesem Wortlaut ist nicht einfach nur das Verbot des Lügens, es bezieht sich auch nicht nur auf Wahrhaftigkeit im privaten Bereich, sondern will als Fundament der Rechtsprechung das Leben, den Besitz und die Ehre eines vor Gericht Beschuldigten schützen. Es verbietet jede Art von "Ehrabschneidung". Durch das Bild von der sich windenden Schlange werden wir an den unheilvollen Anfang der Beziehungsgeschichte zwischen Gott und seinem Geschöpf "Mensch" erinnert.
Der Satan als der "Vater der Lüge" verdreht die Wahrheit von Gott und dem Menschen. Die "Urlüge" über Gott und seine Liebe zerstört das Vertrauen zwischen dem Schöpfer und seinem Geschöpf. Der Mensch ist so von Anfang an in die Macht des Bösen verstrickt.
Neuntes Gebot
"Du wirst nicht trachten nach der Frau deines Nächsten"
Zehntes Gebot
"und nicht begehren nach deines Nächsten Haus, Feld,
Knecht, Magd, Rind, Esel oder sonst nach irgendetwas,
was deinem Nächsten gehört."
Der Doppelung der Fenster im achten Gebot entspricht, dass im letzten Fenster zwei Gebote gemeinsam behandelt werden, die freilich innerlich zusammengehören.
Selbstverwirklichung beginnt mit der inneren Selbstverfassung. Die eigentlichen Entscheidungen fallen im personalen Kern des Menschen. Bereits hier muss der Nächste und damit die Menschenrechte beachtet werden. Begierde spricht alle Bereiche menschlichen Trachtens an. Die schwarze Hand, die zum Schatz in der Truhe greift, hat mit ihren Krallen etwas Bedrohliches, ja Diabolisches. Gewiss sind die menschlichen Urtriebe nicht in sich fragwürdig oder gar schlecht, sondern dem Menschen vom Schöpfergott gleichsam eingestiftet als "motorische Kräfte“ für seine Lebensgestaltung und Weltbewältigung. Sie bedürfen aber der Steuerung durch ein geläutertes und zuchtvolles Herz. In feinem Kontrast korrespondiert darum das "göttliche Auge" vom gegenüberliegenden Fenster mit den begierlichen Augen in diesem letzten Rundfenster. Ein großer Bogen wird damit geschlagen: im Blick auf Gott und seine Liebe wird der Mensch Heil finden.
Fenster im Altarraum
In den sechs Fenstern des Altarraumes werden die sieben Sakramente der Kirche dargestellt.
Die Sakramente kann man in drei Gruppen einteilen. Die Sakramente der christlichen Eingliederung (Initiation) durch Taufe, Firmung und Eucharistie; die Sakramente der Heilung in Buße und Krankensalbung; die Sakramente der Gemeinschaft und der Sendung in Weihe und Ehe.
Die Taufe
Das Tauffenster bildet Taufkrug, Taufkleid und Taufkerze ab. Es erinnert an das Fenster in der Taufkapelle im Eingangsbereich der Kirche. Dort sahen wir, dass das Bekenntnis des dreifaltigen Gottes die Grundlage der Taufe bildet. Ohne den Glauben an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist gibt es keine Taufe.
Im Wasser der Taufe werden wir neu geschaffen für ein Leben aus Heiligem Geist. In der frühen Kirche wurden die meist erwachsenen Taufbewerber deshalb gänzlich in einem Taufbecken untergetaucht. Eingetaucht und herausgezogen aus den todbringenden Wassern der Sünde darf der Getaufte Heil und Erlösung erfahren und daraus leben. Diese Rettung ist eine Person: Jesus Christus. Er stirbt wegen unserer Sünden am Kreuz und wird von Gott zu neuem Leben erweckt. Die Taufe ist darum ein zutiefst österliches Sakrament
In der Liturgie der Taufe wird dem Neugetauften zunächst ein Taufkleid übergeben in der Taufe ziehen wir Christus an wie ein Kleid (vgl. Röm 13, 12ff.). Christus lebt in jedem Getauften und beschenkt ihn mit der Würde, Gottes Sohn, Gottes Tochter zu sein. Dann wird die Taufkerze an der Osterkerze entzündet. Ein Christ ist ein "Kind des Lichtes". Christus, das Licht der Welt, hat den Neugetauften erleuchtet. Für ihn gilt jetzt, was Jesus seinen Jüngern zusagt: "Ihr seid das Licht der Welt, das Salz der Erde". Auf diesem Zuspruch beruht die hohe Würde der Taufe, gleichzeitig drückt sich darin auch der Anspruch des Christseins aus.
Die Firmung
Schon in der Tauffeier wird der Neugetaufte mit Chrisam gesalbt. Chrisam ist eine Mischung aus Balsam und Olivenöl und findet in der Liturgie der Kirche noch häufiger Verwendung (Priester- und Bischofsweihe, Altar- und Kirchweihen). Ursprünglich wurde der Getaufte mit diesem wohlriechenden ÖI am ganzen Körper eingesalbt. Der Wohlgeruch Christi soll durch jeden Getauften in die Welt hineinströmen. Eine zweite Deutung kommt aus der Welt des Ring- oder Wettkampfes. Wie bei einem eingeölten Ringkämpfer soll der Feind keine Angriffsmöglichkeit mehr besitzen und abgleiten, wenn er zupacken möchte. Die Firmung, die aus der Taufe heraus wächst und damit das zweite Sakrament der Eingliederung ist, will diesen Aspekt verstärken. Im Fenster ist deutlich ein Schwert, ein Schild mit dem Christusmonogramm in roter Farbe (Farbe der Liebe und des Heiligen Geistes) und eine Feder zu erkennen. Hier wird an den Apostel Paulus erinnert, der im Brief an die Epheser schreibt: "Zieht die Rüstung Gottes an, damit ihr den listigen Anschlägen des Teufels widerstehen könnt ... Seid also standhaft: Gürtet euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeit an und als Schuhe die Bereitschaft, für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen. Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen. Nehmt den Helm des Heiles und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes." Wenn der Bischof dem Firmbewerber die Hand auflegt, ihm mit Chrisam ein Kreuz auf die Stirn zeichnet, dann spricht er die Worte "Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist. Der Friede sei mit dir." Firmung heißt Stärkung durch den Heiligen Geist. Der Firmtag eines Christen kann demnach mit Recht der "Pfingsttag des Lebens" genannt werden. In der Kraft des Heiligen Geistes werden die Getauften stark für ein Leben aus dem Glauben. Zum Sakrament der Firmung sollten deshalb diejenigen hinzutreten, die sich bewusst für ein solches Leben entscheiden und als Christen in dieser Welt leben wollen.
Die Buße
Das neue Leben, das uns in den Sakramenten der Eingliederung in die Kirche im Heiligen Geist geschenkt wird, kann geschwächt werden und sogar verloren gehen. Wir begegnen hier dem dunklen Geheimnis der Sünde und der gebrochenen Natur des Menschen. Jesu Ruf zur Umkehr verstummt nicht. Als Heiland und Arzt unserer Seelen setzt Christus deshalb eine Möglichkeit zur Umkehr und Sündenvergebung für die Getauften in Kraft, die nach seiner Auferstehung durch die Kirche im Heiligen Geist und in seinem Namen geschenkt werden soll. Im Evangelium des Johannes lesen wir das Wort, das Jesus zu seinen Jüngern am Abend des Ostertages sprach: "Empfange den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben. Wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert". In unserem Fenster mit den gekreuzten Schlüsseln, die von einer violetten Stola umschlungen sind, wird noch an eine andere Stelle im Matthäusevangelium erinnert. Dort übergibt Jesus dem Petrus die Schlüssel des Himmelreiches mit den Worten: "Was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein." Gerade Petrus hat die Finsternis der Sünde in seinem eigenen Leben tief erfahren. In der Stunde der Auslieferung seines Herrn verleugnet er ihn drei Mal aus Menschenfurcht. Auch ihm, dem Fels der Kirche, muss Umkehr und Vergebung geschenkt werden. Im doppelten Sinne ist Versöhnung fortwährende Aufgabe für die ganze Kirche: sie muss selbst immer wieder den Weg der Umkehr gehen und wird erst so zum Werkzeug des Friedens für die Welt. Petrus findet hin zum dreimaligen Bekenntnis der Liebe zu Christus. Diese Liebe zum Herrn gründet in der sie noch umfassenden Liebe Gottes, die uns im Gekreuzigten und Auferstandenen erreicht. "Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt". Im Sakrament der Versöhnung kehrt der Sünder um, er schöpft aus den "Quellen des Heiles" und begibt sich so immer neu auf den Weg der Heilung und Heiligung.
Die Krankensalbung
Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten." Die Kirche erkennt in dieser Stelle aus dem Jakobusbrief des Neuen Testamentes den Ursprung des Sakramentes der Krankensalbung. Der Ritus der Spendung des Sakramentes ist deshalb bis heute so bewahrt geblieben. Der Priester legt dem Kranken in Stille die Hände auf dann zeichnet er ihm mit geweihtem Öl jeweils ein Kreuz auf die Stirn und in die Handflächen (drei Kreuze) und spricht das vorgesehene Gebet. Wie in allen sakramentalen Handlungen begegnet der Mensch hier dem Herrn Jesus Christus selbst, dessen Liebe besonders den Kranken und Armen galt. Die vielen Wunderheilungen Jesu werden zu Zeichen für das mit ihm angebrochene Reich Gottes und seinen Sieg über Leiden und Tod. Durch Jesu Leiden und seinen Tod gibt er dem Leiden einen neuen Sinn: Vereint mit seinem Leiden, kann es zu einem Mittel der Läuterung und des Heils für uns und für die anderen werden. Von Anfang an gehört deshalb die Sorge um und die Pflege der Kranken zu den ersten Aufgaben der Kirche. In der Kraft des Glaubens soll ihnen neue Hoffnung und, wenn es in Gottes Willen liegt, Genesung geschenkt werden. Von daher versteht sich in unserem Fenster auch die Fülle der Zeichen. Der Anker steht schon in frühchristlicher Zeit für die Rettung und Erlösung durch Christus. Das Alpha und das Omega, Jesus Christus ist der Anfang und das Ende, der Herr über Zeit und Ewigkeit. Der frische Ölzweig verweist auf das Öl und seine heilende Kraft und damit auf jenes umfassende und endgültige Heil, das vom Herrn kommt. Voller Hoffnung dürfen wir deshalb mit dem Psalmisten beten: "Der Herr ist mein Licht und mein Heil: vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist die Kraft meines Lebens, vor wem sollte mir bangen? . . . hoffe auf den Herrn, und sei stark! Hab festen Mut und hohe auf den Herrn"
(Psalm 27)
Weihesakrament und Eucharistie
Die Weihe ist das Sakrament, durch das Führung und Sendung, die Christus seinen Aposteln anvertraut hat, in der Kirche weiterhin bis zum Ende der Zeiten ausgeübt wird. Sie besteht aus drei Stufen, die für die organische Struktur der Kirche unersetzlich sind: Weihe zum Bischof, zum Priester, zum Diakon. Der Bischof, dem eine Teilkirche anvertraut wird, ist das sichtbare Prinzip und das Fundament für die Einheit dieser Kirche. In Verbundenheit mit dem Papst, dem Bischof vom Rom, steht er für Jesus Christus, den guten Hirten, und ist Nachfolger der Apostel. Seine engsten Mitarbeiter sind die Priester. Sie sind geweiht, um in der Verkündigung des Evangeliums und der Darlegung des Glaubens den Dienst am Wort Gottes (aufgeschlagenes Buch) zu erfüllen. Bei ihrer Weihe erklären sie die Bereitschaft, die Geheimnisse Christi zum Lobe Gottes und zum Heil seines Volkes zu feiern. Schließlich versprechen sie, den Armen und Kranken beizustehen und allen Notleidenden zu helfen. Der Dienst des Diakons schließt sich hier an. Er ist angesiedelt im karitativen Wirken der Kirche und der Seelsorge und ist hingeordnet auf den Dienst in Verkündigung und Liturgie. Besondere Aufmerksamkeit kommt dabei der Eucharistie (Kelch und Hostie) zu. Aus ihr lebt die Kirche in all ihren Gliedern. Als letztes der Sakramente der Eingliederung in die Kirche vergegenwärtigt sie das Erlösungsopfer Christi am Kreuz. Papst Johannes Paul II. schreibt in seiner Enzyklika „Ecclesia de eucharistia": "Hier ist der Schatz der Kirche, das Herz der Welt, das Unterpfand des Ziels, nach dem sich jeder Mensch, und sei es auch unbewusst, sehnt; ein großes Geheimnis, das uns überragt und die Fähigkeit unseres Geistes gewiss auf die harte Probe stellt, über den Augenschein hinauszugehen. Hier täuschen sich unsere Sinne ... doch der Glaube allein genügt uns, der verwurzelt ist im Wort Christi, das uns von den Aposteln überliefert wurde. Erlaubt mir, dass ich wie Petrus am Ende der eucharistischen Rede im Johannesevangelium im Namen der ganzen Kirche und im Namen eines jeden von euch zu Christus sage
„Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“